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Jerzy Konikowski
Eröffnungen - richtig gespielt
4. überarbeitete Auflage, August 2007, gebunden, 188 Seiten, 200 Diagramme
Momentaufnahmen von Eröffnungsreinfällen aus der Praxis werden dem Leser in vielen Diagrammen illustriert, bevor er im zweiten Teil des Buches auf Spurensuche gehen darf. Dort findet er die vollständig kommentierte Partie - er entdeckt die Ursache, die im jeweiligen Fall zur Katastrophe führte.
Nach dem Studium des Buches soll der Klubspieler in den meisten gängigen Systemen gegen unangenehme Überraschungen in der allerersten Spielphase gefeit sein.
Rezension von Martin Rieger:
Aus Fehlern anderer lernen. Ein Test- und Lehrbuch in einem. (Bewertung: 5)
Die Idee muss man erst mal haben: Der Autor, Trainer der polnischen Nationalmannschaft, hat im Laufe von mehr als 30 Jahren 200 Kurzpartien zusammengestellt, um an ihnen “Eröffnungsreinfälle“ zu demonstrieren bzw. die “Vorgeschichte einer Eröffnungskatastrophe zu studieren“.
Der erste Teil des Buches besteht aus 200 Diagrammen, die jeweils den Wendepunkt dieser Partien zeigen und vom Leser im Sinne von Schachminiaturen (“Weiß am Zug“ oder “Schwarz am Zug“) bearbeitet werden sollen, denn “die Verbesserung der taktischen Fähigkeiten beim Schach kann auf Dauer nur durch Anstrengung erzielt werden“. Mit Hilfe eines Punktesystems kann der Übende seine taktischen Fähigkeiten zugleich selbst bewerten.
Im zweiten Teil finden sich sämtliche Partien und selbstverständlich die richtige Fortsetzung zu den Aufgabenstellungen mit Diskussion verschiedener Varianten. Mir hat die Beschäftigung mit diesem Buch viel Freude gemacht. Nicht nur, weil eine Reihe von Aufgaben auch von einem Nicht-Schach-Profi lösbar sind, sondern weil man seine Fähigkeit der intuitiven Einschätzung von Stellungsbildern schulen kann; z.B. dadurch, dass man sich bei jedem der 200 Diagramme zunächst selbst überlegt, wer wohl auf Gewinnposition steht, und dann erst seine Bewertung mit der “Aufgabenstellung“ des Autors vergleicht. Die zunächst etwas einförmig erscheinende Art der Problemstellung “Weiß am Zug“ oder “Schwarz am Zug“ erweist sich auf diese Weise als wohltuend zurückhaltend und als ausgesprochen hilfreich.
Rezension von Gerald Berghöfer
Der frühere polnische Nationaltrainer FM Jerzy Konikowski zeigt im ersten Teil des Buches Eröffnungen... richtig gespielt 200 Stellungen, die nach Eröffnungsfehlern entstanden sind - sozusagen die Wendepunkte in den Partien. Der Lernende kann nun selbst suchen, wie das durch lasche Entwicklung, durch überstürzte Angriffe oder durch mangelnde Sicherheit des Königs verletzte Gleichgewicht taktisch ausgenutzt werden kann.
Im zweiten Teil des Buches sind die 200 Kurzpartien zu den Stellungen, damit gesehen werden kann, welche gesunden Eröffnungsprinzipien konkret wie verletzt wurden. Zugleich sind in diesen kommentierten Partien auch die Fortsetzungen der Diagramme aus dem ersten Teil des Buches zu finden, also die Lösungen zu den Aufgaben.
Sowohl die Stellungen, als auch die dazugehörigen Partien sind nach Eröffnungen sortiert. Das hat mehrere Vorteile. Einerseits kann man sich typische Fehler seiner Eröffnungen heraussuchen, andererseits ist es interessant zu sehen, bei welchen Eröffnungen die Stellungen für einen selbst leichter zu lösen waren - und somit findet man vielleicht eine neue Eröffnung, die einem zumindest taktisch besser liegt als die bisher gespielte.
Natürlich können mit 200 Stellungen aus allen Eröffnungen nur Bruchteile aller möglichen Eröffnungsaspekte abgehandelt werden, doch der Autor ist davon überzeugt, besonders nützliches, lehrreiches und anschauliches Material aus dem Turnierschach ausgesucht zu haben.
So jemand seine Eröffnungen noch nicht gezielt trainiert hat, sollte er mit dem Schnellverfahren dieses Buches zumindest gegen die bekannteren Eröffnungsüberraschungen und typischen Reinfälle gefeit sein.
Zugleich können die Aufgaben auch als Überprüfung der taktischen Fähigkeiten benutzt werden und der Autor gibt dafür eine Anregung für die Punktevergabe, damit man nach der Auswertung weiß, wo man steht.
Das Verfahren von Konikowski erinnert mich an eine Empfehlung, dass es nützlich sei, sich zu seiner Eröffnung Partien mit typischen taktischen Wendungen herauszusuchen. Der Autor nimmt einem zumindest einen Teil der Arbeit ab. Wer sich aber für eine Eröffnung entscheidet, für den ist es wohl empfehlenswert, danach weitere taktische Wendungen dieser Eröffnung zu suchen.
Doch Konikowski geht durch das Studium der Vorgeschichte noch einen bedeutenden Schritt weiter - der ernsthaft Lernende soll dadurch ein Gefühl entwickeln, wie sich Eröffnungskatastrophen “zusammenbrauen“.
Fazit:
Wer in einem Kurzlehrgang mehr Gefühl für aufkommende Eröffnungskatastrophen bekommen will, der bekommt mit “Eröffnungen... richtig gespielt“ eine wohlbedachte Auswahl an Verstößen gegen wichtige Eröffnungsprizipien serviert. Durch das Lösen der Aufgaben kann der Leser u.a. erkennen, welche Eröffnungen ihm mehr oder weniger liegen.
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